FDP fordert modularen Aufbau von Berufsausbildung und Teilabschlüsse

Beim Thema Ausbildung schlagen die Wellen derzeit besonders hoch. Ausbildungsplatzabgabe, Fachkräftemangel, Bildungs- und Berufschancen sind nur einige Schlagwörter der aktuellen Diskussion. „Wir sehen darin neben der schulischen und universitären Bildung den politischen Schwerpunkt in den nächsten Jahren bundesweit, vor allem aber in Sachsen. Schulabgängern einen Ausbildungsplatz anzubieten ist nicht nur eine gesellschaftliche Aufgabe, sondern die Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Sachsen.“ so Wolfgang Lesch, Vorsitzender des Arbeitskreises „Liberale Arbeitnehmer“, der am vergangenen Samstag (20.03.2004) in Chemnitz tagte.

Die anhaltend schwere wirtschaftliche Lage vieler Unternehmen in den neuen Bundesländern, welche in der Regel größtes Hemmnis für Ausbilder ist, würde sich durch eine Ausbildungsplatzabgabe der Bundesregierung noch verschärfen. „Die Abgabe stellt in den Augen der sächsischen Liberalen eine Praxisgebühr für Unternehmer dar. Berechnungen zu Folge bringt die Abgabe lediglich einen Zuwachs an Bürokratie und nicht an Ausbildungsplätzen bringt.“ mahnte Holger Zastrow, Landesvorsitzender der sächsischen FDP als Gast im Arbeitskreis, an.

Häufigster Grund für Unternehmen auszubilden ist es, Nachwuchskräfte zu gewinnen die als Fachkräfte den individuellen betrieblichen Anforderungen gewachsen sind. Auf dem Arbeitsmarkt sind diese teilweise, auch auf Grund von Versäumnissen der Ausbildung in der Vergangenheit, schwierig zu finden.

Für eine wirksame und anhaltende Veränderung auf dem Fachkräftemarkt sind, nach Ansicht von Lesch, grundsätzliche Reformen in der Schul- und Berufsausbildung notwendig.
Der Arbeitskreis fordert umgehend gegen die wachsende Orientierungslosigkeit, sowie Leistungsprobleme vieler Schulabgänger, vorzugehen. Als Lösung schlägt Lesch vor „fundierte Berufsberatungen in den Schulen weiter auszudehnen, um den Schülern eine klarere Vorstellung über Berufe, Anforderungen und Chancen aufzuzeigen. Somit wird ein späteres böses Erwachen im Ausbildungsalltag vermieden. Dies hilft Ausbilder und Azubi.“.
Weiter fordert der Arbeitskreis eine Modularisierung der Ausbildung. So sollen Ausbildungsberufe zukünftig modular aufgebaut werden und Teilabschlüsse möglich sein. Jugendliche mit Lerneinschränkungen werden so in die Lage versetzt einen Abschluss zu erreichen und nicht als ungelernt in das Berufsleben einzusteigen. Überdurchschnittlich begabte Auszubildende müssen stärker gefördert werden. Als Beispiel hierfür nannte Lesch Zusatzqualifikationen, die während der Ausbildung erworben werden können.
Eine Wissensvermittlung zur Existenzgründung und Selbständigkeit soll Bestandteil des Berufsschulunterrichts werden.
Das duale Ausbildungssystem muss gestärkt werden und darf nicht durch rein staatliche Ausbildungsangebote in Schulform ausgehöhlt werden. Ausbildung im Verbund muss speziell gefördert werden. Gerade kleine und mittlere Unternehmen, für welche die Kosten allein zu hoch wären, könnten so ausbilden. Der Erwerb der Ausbildereignung durch Mitarbeiter in den ausbildenden Betrieben muss finanziell durch das Land Sachsen stärker unterstützt werden. Die Anforderung an die Ausbildereignung einfach auszusetzen sichert nicht die Qualität der Ausbildung.

Eduard Jenke
für FDP Chemnitz

Datum: 20040324