Mindestlöhne – Hierzulande ein Problem von heute!

Die Mindestlohndiskussion zeigt, neben allem Wahkampfgetöse NRW, eines
ganz deutlich. Es werden die Probleme am Arbeitsmarkt ausschließlich aus

der Gegenwartsperspektive diskutiert. Zukünftig sieht die Arbeitswelt in

Sachsen doch etwas anders aus. So werden wir nach den gängigen Prognosen

in 10 Jahren, spätestens in 15 Jahren ein massives Arbeitskräfteproblem
auf Grund der demografischen Entwicklung bekommen, wogegen der
Fachkräftemangel von heute nur ein „laues Lüftchen“ ist. Regional zwar
sehr unterschiedlich, aber in der Fläche sehr deutlich. Dieses Defizit
kann nur durch massive Zuwanderung von jungen Leuten aus dem Ausland
ausgeglichen werden. Dies ist aber weder politisch gewollt noch wollen
die jungen Zuwanderer bevorzugt nach Sachsen und dort schon gar nicht in

die ländlichen Regionen. Hier besteht das zukünftige
Arbeitskräfteproblem aber am stärksten. Bei unserer „kleinständigen“
Unternehmensstruktur (über 90 % aller Betrieb haben nur bis zu 20
Mitarbeiter) bedeutet dies eine echte Existenzgefährdung für die
Betriebe. Für den Arbeitsmarkt heißt dies besonders für Fachkräfte, dass

diese sehr begehrt sein werden. Mit drastischen Auswirkungen auf die
kleinen Unternehmen. Könnten es sich heute viele Kleinbetriebe in
Sachsen nicht leisten einen gesetzlichen Mindestlohn zu zahlen, so
werden
sie es sich in Zukunft nicht leisten können, nur diesen zu zahlen. Der
Wettbewerb um Arbeitskräfte wird wieder zunehmen. Bei
hochspezialisierten Fachkräften ist das gegenseitige Abwerben schon
heute an der Tagesordnung. Zukünftig wird dies auch auf andere
Qualifikationsgruppen zutreffen. Wer im Wettbewerb um Arbeitskräfte
nicht
mithalten kann oder will, wird wahrscheinlich seinen Betrieb schließen
müssen. Schlicht weil er niemanden mehr hat, der bei guter Auftragslage
seine Produkte oder Dienstleistungen herstellt. Die demografische
Entwicklung wird gerade in den neuen Bundesländern und auch in Sachsen
noch durch Sondereffekte beschleunigt. So verlassen nach wie vor auf
Grund der derzeit schwierigen Situation am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt

jedes Jahr ausbildungsfähige Jugendliche in Größenordnung Sachsen –
Rückkehr ungewiss. Vor diesem Hintergrund sollten sich Unternehmen und
Politiker Gedanken machen, wie man die Jugendlichen im Land hält, aus-
und weiterbildet, damit übermorgen ausreichend Arbeitskräfte zur
Verfügung stehen, um auch in der Fläche die vielen kleinen in den
letzten 15 Jahren erfolgreich aufgebauten Betriebe im Freistaat zu
erhalten.

Robert Reichelt
Sprecher Liberale Arbeitnehmer Sachsen

Datum: 20050420